Hanshi Arneil

HANSHI STEVE ARNEIL (10. DAN)

(Hanshi Steve Arneil, Sommer 2008)

Steve Arneil

Steve Arneil wurde am 29. August 1934 in Krugersdorp, Südafrika, geboren. Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft für Kampfkünste. Seine ersten Erfahrungen sammelte er im Judo, wo er bereits im Alter von 16 Jahren den Shodan (1. DAN) erreichte. Neben Judo interessierte er sich auch für Boxen, das er jedoch aufgrund einer Verletzung aufgeben musste. Später begann er mit Kempo und Tai Chi, was seine Begeisterung für asiatische Kampfkünste weckte.

Der Weg nach Japan

Nach verschiedenen Trainingsstationen in Südafrika, Hongkong und Malaysia entschied sich Arneil 1958, nach Japan zu reisen, um bei Masutatsu Oyama, dem Gründer des Kyokushinkai-Karate, zu trainieren. Sechs Monate lang beobachtete er das harte Training im Dojo, bevor er von Oyama offiziell als Schüler aufgenommen wurde. Das Training unter Oyama war geprägt von extremer Disziplin und Härte – genau das, wonach Arneil suchte.

Aufstieg im Kyokushinkai

Steve Arneil durchlief die verschiedenen Schülergrade mit grossem Einsatz. Trotz zahlreicher Rückschläge, darunter das Nichtbestehen der ersten Schwarzgurtprüfung, zeigte er aussergewöhnliche Willenskraft. 1963 bestand er die Shodanprüfung und erhielt den 1. DAN. Sein Durchhaltevermögen und seine Bescheidenheit prägten seinen weiteren Weg.

Ein herausragendes Ereignis in seiner Karriere war der Hundertmannkampf (Hyakunin Kumite) im Jahr 1965, bei dem er als erster Mensch 100 Kämpfe hintereinander ohne Pause absolvierte – eine extreme Prüfung von Körper und Geist, die nur wenige Kampfkünstler jemals bestanden haben.

Pionierarbeit in Grossbritannien

1965 folgte Arneil dem Ruf Oyamas nach Grossbritannien, wo er das British Karate Kyokushinkai (BKK) gründete. Er etablierte Kyokushinkai als eine der führenden Karatestilrichtungen im Land und leitete zahlreiche Dojos. Unter seiner Führung entwickelte sich die britische Kyokushinkai-Organisation zu einer der stärksten in Europa.

Als Trainer führte er das britische Nationalteam zu mehreren internationalen Erfolgen, darunter der Gewinn der Weltmeisterschaft 1975 in Kalifornien. Seine Schüler schätzten ihn nicht nur als technischen Lehrer, sondern auch als Mentor, der grossen Wert auf Integrität und Bescheidenheit legte.

Philosophie und Vermächtnis

Für Arneil war Karate mehr als nur Kampfkunst – es war eine Lebensphilosophie. Er betonte stets, dass der Gürtel nicht den Menschen ausmache, sondern der Mensch den Gürtel. Seine Schüler wurden nicht nur in Technik, sondern auch in Charakter und Disziplin geschult.

Arneil wehrte sich stets gegen die Kommerzialisierung des Karate und setzte sich für ein gerechtes Graduierungssystem ein. Bestechung oder ehrenhalber verliehene Dangrade lehnte er strikt ab. Diese Haltung brachte ihm weltweit Respekt ein.

Auszeichnungen und späte Jahre

Im Laufe seiner Karriere erreichte Steve Arneil den 8. DAN und wurde zu einem der einflussreichsten Karate-Meister weltweit. Bis ins hohe Alter trainierte er täglich und unterrichtete seine Schüler persönlich. Seine Lieblingskata war die Seienchin, eine anspruchsvolle Form, die Kraft und Eleganz vereint.

Steve Arneil prägte das Kyokushinkai-Karate wie kaum ein anderer. Sein Lebensweg ist ein Beispiel für Disziplin, Bescheidenheit und Leidenschaft. Sein Vermächtnis lebt in seinen Schülern und der weltweiten Kyokushinkai-Gemeinschaft weiter.

Sein Leitsatz: „Es ist nicht der Gurt, sondern der Mann, der ihn trägt, der zählt.“